Written by 18:36 #sunnysideUP, 03 Südalpenweg, Österreich, Fernwandern, Italien, Kärnten, Tourtagebuch, Weitwandern • 12 Comments

[Tag 032 & 033] Von Murmeltieren, Wuselpunkten und Hartwürscht’ln

Bei der Unteren Valentinalm beginnt das Herzstück der Karnischen Alpen. War die Wanderung über das Nassfeld zum Plöckenpass eine gemütliche Almstrawanzerei, wird es links vom Wolayersee zunehmend alpiner.

Nichts markiert den Beginn einer Tour über die Baumgrenze eindringlicher als das gellende Pfeifen eines Murmeltiers. Von ihnen gibt es auf der Oberen Valentinalm so viele, dass man psychisch erst einmal damit fertig werden muss, zwei Stunden lang in einem durch ausgepfiffen zu werden …

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Völlig ungerechtfertigt, wie ich meine! Denn in rund zwei Stunden stehe ich am Valentintörl. Das können die kleinen, (pardon – wohlgenährten!) Staubwedel auch nicht besser!

Frecheit! 😉

Am Sattel ist Schluss mit lustig, erster Nebel setzt ein …

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… eine Nanosekunde lang sehe ich den Wolayersee, und wusste zumindest, dass ich hier richtig bin. Meine Pläne, auf der Oberen Wolayeralm zu zelten, fallen aber mit dem gleichzeitig einsetzenden Regen ins Wasser, und ich klopfe bei der unlängst renovierten Wolayerseehütte an, um hier die Nacht zu verbringen.

Um Dreiviertelfünf Uhr morgens schnüre ich bereits meinen Rucksack. Ich weiß zwar nicht genau, wie lange diese Etappe dauern wird, doch ich möchte auf der sicheren Seite sein. Auf der Wolayeralm ist die Sennerin gerade dabei, das Vieh erstzuversorgen. Die Sonne kommt dazu …

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… und es ist Zeit fürs Frühstück. Die Wiesen sind alle noch waschelnass, also mache ich es mir am Aufstiegsweg zum Giramondopass gemütlich (was für ein klingender Name!). Bei der Unteren Valentinalm konnte ich mich bei einer Kühlvitrine mit Speck, Würstl & Käse versorgen (alles aus der Region – und zu sehr fairen Preisen) …

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… und solcherart gestärkt, war es natürlich auch kein Problem, zu Jean Paul Giramondo aufzusteigen. Vis-a-vis fantastische Fernsicht, und es ist noch nicht einmal 8 Uhr morgens. Alle Zeichen stehen auf #traumtagerl – yess!

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Mir geht’s saugut, unterwegs höre ich ein wenig Musik,  hin und wieder passt einfach alles perfekt.

Und ich achte penibel genau auf mögliche Campingplätze unterwegs. Helen und Gert sind einzwei Wochen hinter mir ebenfalls am Südalpenweg unterwegs. Ihre Durchquerung der Karnischen Alpen dürfte am Kalender ziemlich genau mit dem allerstärksten Buchungsfenster der Saison zusammenfallen, weshalb sie sich schon darauf eingestellt haben, fallweise das Quartier nach eigenem Wohlwollen auszuwählen.

Das wäre so eine Idee für einen Campingplatz auf Zeit – eine verfallene Alm, die im Falle des Falles ein Dach über dem Kopf bietet …

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… oder dieses lauschige Plätzchen mit Fließwasseranschluss …

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Beim Öfnerjoch beschließe ich, die Hauptroute des Karnischen Höhenweges zu verlassen, und auf italienischer Seite zu bleiben. Denn inzwischen ist auch bei mir die Entscheidung gefallen – ich möchte heute so lange gehen, wie ich will, und dann irgendwo mein Zelt aufstellen. Und das, so glaube ich, geht auf der italienischen Almenseite leichter als auf der schroffen Nordseite der Karnischen Alpen.

Beim Aufstieg zum Passo Sesis, 2367 m, dem höchsten Punkt des Tages, sticht mir diese Steilwand ins Auge …

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… wo bei näherem Hinsehen zwei kleine Punkte herumwuseln …!

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Ich bin immer ganz baff, welche – meiner Einschätzung nach völlig unerreichbare – Plätze für andere Leute eine nette Samstag-Nachmittag-Beschäftigung sind.

Eine Stunde später freue ich mich darüber, das aussichtsreiche Sesis-Joch erreicht zu haben. Von hier aus bietet sich ein fabelhafter Rückblick auf die letzten vier Tourenstunden …

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… und im Rifugio Calvi, das sich gleich auf der anderen Seite befindet, wartet mein erstes so richtig italienische Mittagessen auf mich.

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Die sehr nette Wirtin des Hauses erzählt mir auf deutsch-italienisch von der Geschichte des Hauses – von hier aus ist einst der Papst gotthabihnselig Johannes Paul il Secondo zu einer Besteigung des Monte Peralba aufgebrochen. Wer den Hochweißstein – so sein deutscher Name – kennt … Respekt, Pappa!

Eine Lasagne später ziehe ich zu den Quellen des Piave weiter – als alter Bergfex wußte ich natürlich sofort, welches zarte Wasseräderchen hier der Piave ist – und welches Gerinsel nur so tut als ob.

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Alles Staunen hat einmal ein Ende, und ich ziehe Richtung Westen weiter. Ich muss nun irgendwie zur Porzehütte kommen, und der einzige Weg dorthin führt durch einen Graben, der mich gehörig ins Schwitzen bringt – immerhin ist es bereits Abend und ich halte mittlerweile bei Stunde 14 des heutigen Wandertages.

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Und irgendwann, ganz plötzlich, war es genau diese kleine Lichtung, an der es kein Vorbeikommen mehr gab. Nach knapp 15 Stunden gab es Tomatensuppe (ausm Packerl) mit hineingewürfelten Hartwürstl (aus der Valentinalm) und Weißbrot (ausm Coperto vom Rifugio Calvi).

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Von danach weiß ich nichts mehr zu berichten.

Mahlzeit!

 

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Schlagwörter: Last modified: 22. Oktober 2016
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