Written by 23:02 #sunnysideUP, Fernwandern, Tourtagebuch • 11 Comments

[Tag 043 & 044] Zu Tode g’furchten …

… is a g’storben, sagt man daheim. Womit für heute auch schon wieder genug Clickbaiting betrieben wäre.

Einen wahren Kern hat die Sache mit dem z’Todefürchten aber doch: Dass ich heute wegen der angekündigten Gewitterfront einen Tag länger im Tal geblieben bin, erwies sich als zu übervorsichtig – schade drum!

Dabei hätte ich einfach nur ein bisserl besser aufpassen müssen, denn: Die Bergwetter-Info, die ich außerhalb von Österreich verwende, stellt der Deutsche Alpenverein zur Verfügung. Hier kann man sich durch alle Gebirgsgruppen der Ostalpen klicken, was ich sehr praktisch finde.

Die Prognosen werden allerdings von der österreichischen ZAMG erstellt, die die Wolken am Gebirgshimmel gerne ein wenig schwärzer malt, als sie dann tatsächlich über den Wanderer hinwegziehen. Nach jahrelanger treuer Nutzung der Prognosen erlaube ich mir so ein Urteil, jawoll.

Was also tun, wenn Innsbruck das Jüngste Gericht verkündet? Im Tal Richtung Mittelmeer weiterzugehen bringt nicht viel, da ich ja wegen den Höhenwegen hier bin, und nicht wegen der – eh schönen – Vinschgauer Straße Richtung Reschenpass.

Option 2 – in Meran bleiben? Bei Zimmerpreisen jenseits der 150 Euro pro Nacht auch kein Wunschkonzert für einen mittelmäßig bemittelten Mittelmeerwanderer, der diesen Sommer noch 70 Auswärts-Übernachtungen mit unsicherem Preisgefüge vor sich hat.

Doch wie schon so oft hilft mir mein liebes Basislager in Wien aus der Patsche und zaubert eine Bleibe zu wohlfeilen 66 Euro aus dem Nichts. Das klingt zwar immer noch viel, ist aber ein Glücksfall, denn um das Geld schläft man in Meran – das nötige Münzgeld vorausgesetzt – bestenfalls am Bahnhofsklo.

Doch nun ist’s doch ein ganz feines Haus geworden – DANKE!

Apropos Fräulein A. Der letzte Tourenbericht endete weit oben am Rittner Horn, denn ich hatte eine Verabredung! Ausgerechnet von dort oben lassen sich die Zentren Südtirols sehr angenehm erreichen: Mit Seilbahn, Wanderbus, Schmalspurbahn und ‘Wui-haut-die-sich-schnell-den-Berg-runter!’-Gondel kommt man vom Horn direkt in die Stadtmitte von Bozen. Die Talstation befindet sich nämlich unmittelbar neben dem Hauptbahnhof.

Zurück zum Wiedereinstieg am Rittner Horn ging es dann sogar noch bequemer, weil wir mit dem Auto die Höhenmeter wieder gut machten, und vom Wandererparkplatz gemeinsam zum Gipfel aufgestiegen sind. Um uns dort, inmitten der prächtigen Bergkulisse Südtirols, für ca. 2 Monate Lebewohl zu sagen. Bankenrettungspaket Astrid hat diesen Sommer ein Mörderprojekt abzuwickeln, und die heiße Phase hat jetzt im Juli begonnen. Bis September sind daher gemeinsame Unternehmungen nicht nur wegen der Distanz, sondern auch wegen der blockierten Wochenenden nicht drinnen.

Weshalb ich recht wehmütig nachgeschaut habe, als sich der türkise Punkt Richtung Süden verabschiedete …

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… während mein weiterer Weg nach Westen ins Sarntal führte. Aber ich darf nicht undankbar sein – allein das Treffen in Meran war schon eine logistische Meisterleistung von Astrid, denn das ist von Wien ja auch nicht mehr gleich ums Eck. *danke!*

Den Blick nun wieder nach Westen gewandt, führt mein erster Weg überraschenderweise in die Nockberge …

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[Almbutler Ulrich, aufgepasst: Dein Freund von AV Sektion Radenthein, der alle Gipfel bestiegen hat, die sich “Nock” nennen – kennt er diesen “Gissmanner Nock” in den Sarntaler Alpen?]

Nicht nur am Weg ins Sarntal, sondern immer wieder – an verschiedensten Orten der Alpen – treffe ich auf Hinweisschilder, wo sich mir nicht so recht erschließen will, welches Verhalten von mir erwartet wird, nachdem ich den Inhalt zur Kenntniss genommen habe.

Hier belasse ich es bei einem anerkennenden “Aso.”

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Von meinem Etappenziel Bundschen im Sarntal wird mir nicht viel mehr in Erinnerung bleiben, als dass ich mich im gleichnamigen Gasthof einen Abend lang gefragt habe, wofür ich denn nun genau knapp 50 Euro für ein simples Zimmer bezahle. Die Wirtsleut’ dort sind freundlich, die Zimmer pikobello sauber. Wohlgefühlt habe ich mich, aber das hab ich mich bei gleichwertigen Zimmern um 30 Euro auch, zumal ich kein Frühstück gebraucht habe.

Ich darf zum Vergleich ein wenig ausholen: Die Unterkunft, in der ich mit Fräulein A das Wochenende verbrachte, bot jeden Schnickschnack, den man sich von einem Haus, das sich Wellneshotel schimpft, erwartet. Und im Gegenzug erwartete man sich von uns genauso 50 Euro. Verrückt, oder?

In Bundschen hingegen gab es nicht einmal WLAN. Das halte ich heutzutage in einer talnahe gelegenen Herberge für genauso anachronistisch wie umgekehrt die bei manchen Häusern immer noch angebrachte Werbung “Zimmer mit Dusche”.

Aber wurscht, kurz vor sechs Uhr morgens ging es frisch geduscht für mich wieder auf den Berg, 1200 Höhenmeter waren der Preis fürs Frühstücksfernsehen (ich trage Nescafe, Milchpulver, M&M und Müsli mit mir herum, damit kann man schon was machen!).

Nach oben ging’s möglichst flott, denn für Nachmittag waren Gewitter prognostiziert. Weshalb ich danach trachtete, noch am Vormittag über den Grat zu kommen, wo das Gestüt Sarntal den einzigen Tisch (wo ich mir mein zweites Frühstück machen wollte – in der Bildmitte zwischen Brown Beauty und Iltschi) belagerte.

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Also beschloss ich, die Jausenpause auf das Wesentlichste zu beschränken.

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Unterwegs gab’s zwar nirgends Trinkwasser, aber viele Tümpel, in denen sich dicke fette Quappies tummelten (Maßstab: ca. 0,7 cm lang)  ….

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Und um ca. 14 Uhr erwies sich der frühmorgendliche Start als PERFEKT. Ich erreichte genau mit den ersten Regentropfen eine sehr sympathische Hütte und erbat Vitaminzufuhr.

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Wenige Minuten später ging es ordentlich nieder, und mir hüpften – obwohl unter Dach – die Hagelkörner aufs Essen.

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In der Hütte drinnen war’s auch fein, die sympathische Wirtin spendierte mir sogar einen Schnaps. Ich glaub’ das war deshalb, weil ich der fescheste war.

Come rain, come shine

Ich nutzte ein kurzes Sonnenfenster, um den Talabstieg zu wagen, Wie man am folgenden Foto sieht, hat man hier keine Mühen gescheut, ansonsten lebensgefährliche Abschnitte durch eine Seilsicherung zu entschärfen.

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Doch während ich noch feixte, zog die nächste (von der ZAMG geschickte?) schwarze Wolke über mein Haupt und hörte nicht auf, auf mich niederzuwettern, bis ich hoch und heilig geschworen habe, nie mehr voreilig die Bergwetterprognosen aus Innsbruck in Zweifel zu ziehen!

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Schlagwörter: Last modified: 27. Juli 2016
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