Written by 20:53 10 Rupertiweg, Österreich, Oberösterreich, Tourtagebuch • 6 Comments

Richard Lugner hat mir eine Weltreise bezahlt.

Tag I – III auf Österreichs Weitwanderweg 10, dem Rupertiweg.

Das Stiefkind unter Österreichs Weitwanderwegen beginnt ganz oben. Nordwestlichstes Mühlviertel, viel nordwestlicher lässt sich das Mühlviertel gar nicht denken. Und alle, die sich so etwas Nordwestliches überhaupt vorstellen können, müssen ihre ganze Phantasie zusammennehmen, um auch einen Weg zum Startpunkt des “10ers” auszutüfteln. Mit etwas Zeit (1/2 Tag von Wien oder Graz aus gerechnet) geht das – zumindest an Wochentagen.

7.00 Uhr Straßenbahn – 7.15 U-Bahn – 7:50 Westbahn – 9.00 Linz Hbh, Umstieg in den Rohrbacher Überlandbus – 10.00 h Rauswurf beim Bahnhof Kleinzell. Dort nimmt die Idee dann langsam Fahrt auf.

Von hier aus ist es nicht mehr weit nach Aigen-Schlägl, dem Talort meines Ausgangspunktes. Eine Stunde muss man noch dazurechnen, dann ist man sowas von nordwestlich – lässt sich nicht in Worte fassen.

Beginnen tut die westlichste (es gehört hervorgehoben – die nordwestlichste!) österreichische Nord-Süd-Traverse am Bärenstein. Jahrelang habe ich mich gefragt, wieso überhaupt – muss man doch vom letztmöglichen Zufahrtspunkt erstmal ein ordentliches Stück Richtung Ausland marschieren. Steht man jedoch erst einmal am 2 Stunden entfernten Bärenstein, weiß man, warum. Von hier aus lässt es sich ganz gut nach Tschechien rüberschauen. Einen (talentierten) Steinwurf entfernt breitet sich der Moldau-Stausee vor meinen Füßen aus. Und das ist schon ziemlich cool.

Wer den Rupertiweg ernst nimmt, findet sich dann irgendwann, 550 km später, an der kärntnerisch-italienischen Grenze wieder, und kann vom Nassfeld aus zu unserem südlichen Nachbarn schauen. So gesehen ist die Idee mit dem Bärenstein ganz OK – man beginnt mit dem Blick zu den Nordmännern, und beendet die Tour mit Blick zu den südlichen Nachbarn.

Zurück in den – yes 🙂 – Nordwesten:

 

Dort oben geht’s also los, am Bärenstein, wo Weitwanderkamerad Adelbert Pointl vor vielen Jahren das Erkennungszeichen des Rupertiweges mit einem – dereinst – zarten Bäumchen vermählte.

Lang ist’s her …

… ich jedenfalls mache mich auf den Weg. Es geht durchs Grüne, und ich freue mich darüber, dass hier noch kein Tourismusverband auf die Idee kam, die Landstreicherei durchs Mühlviertel zu “inszenieren”. Man geht einfach so dahin …

… und der “Falkensteinerweg”, wie er hier heißt, ist mal mehr, mal weniger grün.

Noch ist Nebensaison, nicht jedes Gasthaus zückt die große Karte, wenn ein einsamer Wanderer daherkommt. Die kleine Karte nimmt man als Wanderer dann gerne – in alphabetischer Reihenfolge.

Unterwegs durchs Ranna-Tal lerne ich “Heute schon gerubbelt?” auf mühlviertlerisch …

… bevor ich die Ranna, die ich einen Nachmittag lang als Begleiter hatte, fast ein wenig wehmütig zugunsten der Donau verließ – ein schönes Wegerl versteckt sich da zwischen Oberkappel und Niederranna!

Donau also. Genau zwei Tage hat die Mühlviertel-Durchquerung gedauert, 54 Kilometer inklusive Bärenstein-Traverse.

Am nächsten Tag geht’s auf der anderen Seite des Baches ins Innviertel. Da wusste ich noch nicht, dass ich da in einem halben Tag durch bin – die Oberösterreicher haben offenbar sehr kleine, handliche Viertel!

… denn schon in den Nachmittagsstunden fand ich mich im flachen Hausruck wieder – wo man aus seinen Vorlieben auch keinen Hehl macht.

Die Wegfindung gestaltete sich allerdings ab dem Turnfelsen, der einst die Grenze zwischen Bayern und Österreich markierte, äußerst schwierig. Die örtliche Geografie setzt man hier als bekannt voraus, und wer den “Weg der Neun Kapellen” nicht kennt, hat sich sowieso kein Quartier verdient.

Irgendwie habe ich Andorf dann doch erreicht. Das Wetter war ganz ok heute …

… aber der Anzug saß wohl schief.

Mahlzeit!

PS: Was das mit Lugner zu tun hat, erzähle ich ein andermal.

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Last modified: 9. Juli 2017
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