Written by 20:14 Österreich, Mehrtagestour, Tirol • 7 Comments

Drei-vier-fünf Törl in einem Monat.

Die Älteren unter uns wissen sicher bereits, auf welches epochale Musikwerk der Titel dieser Geschichte anspielt.  Grete macht dieser Tage den Rhythmus, wo ich mit muss. Das ist der Rhythmus von uns zweien.

Warum der Osttiroler Dreitörlweg ausgerechnet diesen Namen trägt, ist nicht so einfach zu beantworten. Man muss sich schon sehr anstrengen, auf dieser Traumtour durch die Lienzer Dolomiten wirklich genau drei, und nicht etwa vier, oder gar fünf Törl einzuheimsen. Wenn ich das richtig sehe, gibt es überhaupt nur eine einzige Möglichkeit, die Sache bei genau drei Törl stehen zu lassen: Nämlich vom Hochstadelhaus Richtung Lavanter Alm zu gehen, und dort die erste Möglichkeit zur Flucht Richtung Tal zu ergreifen.

Doch das wäre unklug bis dorthinaus. Denn dort hinaus gehen nur die, die nicht wissen, was Richtung Westen noch auf sie wartet. Wer einmal am Laserztörl stand und auf die geradewegs perfekt gelegene Karlsbader Hütte hinuntergesehen hat, geht bei der Lavanter Alm nicht runter. Punkt.

“Dann die Idee mit diesem Urlaub.”

Grete und ich hatten – mit ein wenig Respekt, doch auch nicht ohne Vorfreude – den Zabarotsteig im Visier, um uns warmzulaufen. Das war für uns, die wir ohnehin über keine praktische Erfahrung mit Leitersteigen und ähnlichem verfügen, auch kein Kunststück, hatte es doch bereits in der Früh wohlfeile dreißig Grad. Der Vorabend im Brauhaus Falkenstein verlief einigermaßen gedeihlich, sodass ein allzu frühes Aufstehen ohnehin nicht erstrebenswert erschien.

Das erste Schild am Weg zerstreut alle Sorgen hinsichtlich unserer (etwas zu freien) Zeiteinteilung – 3 1/2 Stunden sind wohl zu schaffen, auch wenn man ausnahmsweise einmal nicht mit den Hühnern aufgestanden ist.

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Kein Einheimischer nennt den Zabarotsteig “Zabarotsteig”. Entweder ist es der Zabratsteig, oder – wie zumeist – der Leitersteig. Als Leitersteig hat ihn mir auch meine Mutter ins Ohr gesetzt. Sie, die hier in den 60er Jahren hinaufturnte. Für mich in vielerlei Hinsicht unvorstellbar. Erstens weiß ich, dass sie heutzutage schon auf den Zehenspitzen von starkem Schwindelgefühl gebeutelt wird, zweitens möchte ich mir gar nicht ausmalen, wie der Weg hier ausgesehen hat vor einem halben Jahrhundert.

“Hollario-didi, hollario-didi.”

Damals werden wohl wirklich noch Leitern herumgestanden sein – heute sind die einfachen Stufen zu Beginn der Tour, auf denen Grete hier steht, das einzige, was einer Leiter gleichkommt – alle anderen Steilpassagen wurden durch Seilsicherungen und stabile Tritte ersetzt. Übrigens immer wieder imponierend, welch gute Wege die ÖAV Sektion Oberdrauburg in den Stein gebohrt hat.

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Höhenmeter zu machen ist hier sehr einfach. Ohne große Anstrengung geht es Meter für Meter nach oben, und auf vereinzelten, waagrechten Flecken gibt es sogar traumhafte Zeltplätze (mit Wasseranschluss), die einem halb Osttirol zeigen.

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Zugegeben, ein bisserl länger als veranschlagt haben wir gebraucht, aber was soll’s. Rückblickend gesagt, war der Steig ein wirklich tolles Erlebnis. Allerdings hatten wir auch mächtiges Glück mit dem Wetter – bei Regen ist der Spaßfaktor sicherlich überschaubar.

Am Hochstadelhaus angelangt, wurden zur Wiederherstellung Radler und Spaghetti gereicht.

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Motivation genug, um die verbleibenden vier Tagesstunden für einen Abstecher auf den Gipfel des Hausberges zu nutzen …

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… wo es in alle Richtungen “passte” – vor lauter Begeisterung über das herrliche Panorama fiel es schwer, sich zeitgerecht vor der Dämmerung zusammenzupacken.

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“Die ganze Zeit sind wir zusammen –
sogar zum Frühstück wird gelacht.”

Dank des abendlichen Gipfelsieges stand am nächsten Morgen die Südflanke des Hochstadels als Alternativroute Richtung Westen zur Disposition. Der “Rosengarten”, den es dabei zu durchqueren gilt, ist der hiesigen Lautverschiebung geschuldet – denn eigentlich hatte man hier dereinst “Roas” aufgetrieben: Wir befinden uns also eher in einer Pferdekoppel als in einem botanischen Garten.

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Nicht immer waren wir uns sicher, ob unsere Karte das ernst meint, und wir wirklich immer dem Grat folgen sollen. Immerhin wird die Osttiroler Tourismuswerbung auf diversen Internetseiten nicht müde, den Weg als “familienfreundlich” anzupreisen.

“Sie hat gesagt es müsste sein.”

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Irgendwann sehen wir dann erstmals auf die andere Seite des Grats – und es wird immer cooler. Noch wissen wir das nicht, aber das Törl oben in der Bildmitte wird uns zwei Stunden später aus der Nähe sehen:

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Ein paar Meter noch geht’s diesseits der Bergkante weiter …

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… und ehe wir’s uns recht versehen, finden wir uns auf der andern Seite des Kammes wieder, die Schotter-Abfahrt im Rückspiegel:

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Weiter geht’s übers nächste Törl …

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… und über die eingangs erwähnte Lavanter Alm zum letzten Törl des Tages – nun schon etwas näher: Die Kerbe rechts von der Bildmitte ist das Laserztörl, welches die Lavantalm vom Laserzsee trennt.

PTXM4195 (Large)Am Aufstiegsweg – Rückblick mit Grete im Suchbild –  ein wenig Streusplit …

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… und da ist sie, die wohl am schönsten gelegene Hütte weit und breit …

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Nach der gemütlichen Nacht in der Karlsbader Hütte (sehr gut geführt, nette Crew!) trennt uns nur mehr ein letztes Törl vom Ende unseres Wochenendausfluges. Vom Kerschbaumer Törl – der rechten Kerbe – geht es …

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… auf der Rückseite recht gemütlich zur gleichnamigen Kerschbaumeralm, wo wir gerade rechtzeitig vor Einbruch einer seit Tagen angekündigten Gewitterfront unter die Waldgrenze eintauchten.

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“Obwohl ich manchmal etwas müd’ war, war es doch meistens gut und schön.”

Eurer/Eure
H & G

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Schlagwörter: , , , , Last modified: 2. Februar 2017
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