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[Tag 049, 050 & 051] From now on it’s easy sailing

Hat man im Westen des Vinschgaus erst einmal die Etsch überquert, bleibt für einen Alpentraversaten nicht mehr viel zu tun in Südtirol. 1,5 Tage sind’s vom Bachufer bis zum zweithöchsten befahrbaren Alpenpass Europas.

Von Prad gelangt man über den “Sentiero Archaico”, eine uralte Handelsstraße, an der sich bereits bronzezeitliche Siedlungen nachweisen lassen, in das sehenswerte Bergdörfchen Stilfs. Der Sentiero war über Jahrtausende die Hauptverkehrsroute zwischen Südtirol und der Lombardei. Sogar das Erzbistum Salzburg machte sich hier wichtig, befand sich doch in Prad ein Hallstätter Salzlager.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Strasse jedoch aufgegeben – die Erosion an der exponierten Hanglage, einer eiszeitlichen Moränenstufe, machte dem Weg immer wieder zu schaffen, und man sah sich nach einer neuen Trassenführung um.

Heute ist der alte Säumerweg ein schöner Spaziergang zum 400 Meter oberhalb der Etsch gelegenen Ort Stilfs. Die auf dem Kopf stehende Markierung dürfte ebenfalls noch aus dem Mittelalter stammen …

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… weil ich zu wissen glaube, wer damals Wegewart der zuständigen Alpenvereinssektion war.

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In Stilfs erwartet mich eine freudige Überraschung: Andi, Kumpel früher Tage, hat es tatsächlich geschafft, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ans hinterste Ende des Etschtales anzureisen, um mich auf dem Weg in die Lombardei zu begleiten.

Mit Andi habe ich vor vielen vielen Jahren in Innsbruck bereits die Hochschulbank gedrückt. Ich, der halbe Kärntner, und er der halbe Kärntner, wohnten später in Wien nur eine Gasse auseinander, damals, als wir uns beide gesagt haben: Was kostet die Welt! – und uns unsere erste fette 30 m2 Wohnung im 15. Bezirk geleistet haben.

Andi war es auch, der mir mein erstes Motorrad einredete (es war zufälligerweise vorher auch sein erstes). Mehrmals standen wir gemeinsam mit unseren Zwei(t)rädern am Stilfserjoch – und waren die coolsten.

Heute, viele Jahre später, ist es uns beiden alten Herren zu Fuß gerade schnell genug, um noch ein weiteres Mal das Joch der Joche zu bezwingen.

Und ich bin sehr stolz, dass ich es sein darf, der Andi auf den “Dreisprachenspitz” begleiten darf. Mit dem Wissen, dass Andis Ausflugsfotos meist so ….

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… so …

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… oder so aussehen …

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… weiß man erst die Ehre zu schätzen, die einem da bei einer solchen gemeinsamen Bergfahrt zuteil wird.

Und gemeinsam kämpfen wir uns am nächsten Vormittag durch die ersten 800 bewaldeten Höhenmeter. Die zweiten 800 beginnen etwa bei der Waldgrenze und erlauben uns auch an diesem etwas verhangenen Tag großartige Ausblicke in die Ortlergruppe.

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Mein erstes Andi-Photobombing fand irgendwo auf ca. 2400 Meter statt, wo wir aus irgendeinem Grunde glaubten, kurz vorm Ziel zu sein.

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Doch der “Goldseeweg”, wie wir ihn uns vorstellten, und der “Goldseeweg”, wie er tatsächlich verlief, verhielten sich zueinander ungefähr so wie die Vorder- und die Rückseite von einem Eierschwammerl.

Das erste, was es nach einer jeden Bergkante zu sehen gab, war … genau … die nächste Kante. Seil und Pickel brauchten wir heute dennoch nicht …

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… sodass sich Andi und sein immer mitreisendes Haustier sogar der Aufgabe stellten, ihren allerersten gemeinsamen Geocache miteinander zu finden. 2873 m Seehöhe – braves Schweinderl!

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Drei Tage waren wir gemeinsam unterwegs, immer im Nationalpark Stilfser Joch. Tag zwei brachte uns über die Furkascharte ins Veltlintal …

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… wo wir erstmals die von Andi schon wortreich herbeigesehnten Pizzochelli (ich merke mir den Namen nicht!) bekamen. Niemals war ein Vorarlberger zufriedener!

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Von unserem dritten Tag werde ich ein andermal berichten, denn nun gehen mir die vorbereiteten Bilder aus.

Mahlzeit!

PS: Den Titel dieser Geschichte hat Andi beigesteuert – veery long time no see! (bei 04:50)

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Schlagwörter: , , Last modified: 10. August 2016
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