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Sieben – Sedem – Siete – Sept

Die letzte hochalpine Etappe ist gleichzeitig eine der schönsten der gesamten Alpentraverse.

Im Hochtal der Sallevielle werden bis in den späten Herbst hinein Schafe gehalten. Doch nicht stationär – die nicht sesshaften Hirten ziehen mit dem Tieren von Weidegrund zu Weidegrund. Diese traditionelle Form der Alpwirtschaft, Transhumanz genannt, sieht man europaweit nur mehr im französisch-italienischen Grenzgebiet.

Bei meinem morgendlichen Aufstieg ist die Alpe noch leer, doch ich höre die Herde bereits über den Bergkamm ziehen, vorangetrieben von Schäfern und scharfen Hirtenhunden.

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Hauptaufgabe der Hunde ist jedoch nicht der Herdentrieb, sondern der Schutz der Schafe vor Wölfen, wie sie hier im Nationalpark zuhauf vorkommen.

Der Artenschutz hat unter den Hirten allerdings wenige Freunde. Allein in diesem Sommer hätte er wegen der Wölfe bereits vierzig Tiere verloren, erzählt einer der Hirten, hier “berger” genannt.

Weshalb er dem “Lupus” auf seiner Alpe kurzerhand den Zutritt verboten hat – entsprechende Hinweise für den gebildeten Wolf finden sich überall:

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Auch für fremdsprachige Wölfe gibt es keine Ausreden.

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Unbehelligt erreiche ich meinen allerletzten alpinen “Pass des Tages”, den knapp 2500 m hohen Col de Crousette. Hier ein letzter Blick zurück Richtung Royatal:

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Weil die heutige Tour mit nicht einmal acht Stunden bemessen ist, ich aber vor Mittag bereits das schlimmste hinter mir habe, beschließe ich, dem Gruppenhöchsten einen Besuch abzustatten.

Die Aussicht vom 2800 m hohen Mont Mounier ist gewaltig.

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Auch die weiterere Strecke sieht vielversprechend aus.

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Hier im Rückblick der “schwarze Berg” (Mounier = mont noir) samt Vorgipfel.

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Auf dem Weg zur Longon-Hochalpe passiere ich ein letztes echtes Bergdorf – denn der verbleibende Weg zum Meer bleibt ab nun durchwegs weit unter der Waldgrenze.

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Hier in diesem Teil des Parks wurden übrigens erfolgreich Bartgeier angesiedelt. Den ganzen Nachmittag über kann ich etliche von ihnen dabei beobachten, wie sie im Revier patroullieren und dabei steile Schuttrinnen nach Essbarem absuchen.

Wenn ein Bartgeier bereits leergeputzte Knochen findet, nimmt er sie dennoch mit und lässt sie aus großer Höhe auf einen Felsen fallen, um so ans Innere zu kommen (Mark, Gehirn…). Weshalb sich über das Gebiet einschlägige Fundstücke verteilen.

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Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreiche ich die Hütte, wo sich noch ein kleines Bier im Liegestuhl ausgeht, bevor es sehr schnell Nacht wird.

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Die Hütte ist sehr einfach…

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… gehört aber sicher zu den nettesten Plätzen zwischen Wien und Monaco.

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Ein üppiges Menü, ausschließlich Zutaten aus eigener Produktion, begleitet von viel Gelächter.

Und Steph, der witzige TGV-Zugbegleiter, der hier den Kameramann machte, gratuliert mir abschließend mit Weinbegleitung zu meiner 100sten Tagesetappe.

Santé!

 

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Last modified: 30. September 2016
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