Written by 09:28 Outdoorküche, Vorbereitung • 3 Comments

Die leichte Küche

Heute geht’s wieder mal um das Rucksackgewicht. Für jeden, der sich nicht andauernd von fragwürdigen Fertiggerichten ernähren mag, liegt das größte Einsparungspotential bei dem im Essen enthaltenen Wasser. Brot beispielsweise hat über 40 Prozent Wassergehalt. Wer bei einer einwöchigen Tour anstelle der Mitnahme eines fertigen Laibes auf Fladenbrot setzt, zieht mit einem Kilo weniger am Rücken durch die Gegend. Und die Zubereitung könnte einfacher nicht sein: Mehl und Salz wird “schluckweise” mit frischem Wasser vermischt, am besten einfach mit einem Finger umrühren, bis der Teig nicht mehr klebt. Dann wird die Masse in mandarinengroße Kugeln zerteilt, die flachgedrückt, und im Topf oder am Deckel unter mehrmaligen Wenden in wenigen Minuten braungebacken werden (Achtung bei Leichtgeschirr, die Hitze verteilt sich am Boden sehr ungleichmäßig, da raucht’s oft schneller als man “so a Sch***ß” sagen kann …)

Die rührende Grete

Die rührende Grete

Das Ergebnis schmeckt fantastisch und kostet wirklich kaum zusätzlich Zeit. Allenfalls etwas mehr Brennstoff ist einzukalkulieren.

Fladenbrot, mit Knoblauchsrauke als Auflage

Fladenbrot a la Grete, mit Knoblauchsrauke als Auflage

Natürlich heißt das umgekehrt auch, dass regelmäßiger Wassernachschub unterwegs deutlich an Bedeutung gewinnen. Eine gute Wanderkarte hilft bei der Planung, um nicht zu viel Reserve durch die Gegend zu tragen. Bei einer – erst am Abend begonnenen – Tour auf das Ferlacher Horn gab es beispielsweise direkt am Weg nur einen einzigen Zeltplatz, der (a) etwas Gras unterm Hintern bot und (b) einen Fließwasseranschluss (als blaue Kaulquappe in der Karte verzeichnet) aufwies.

Zeltplatz mit Quelle

Zeltplatz mit Quelle

Das sah dann so aus:

Einzige Lichtung zwischen Peter und Horn

Einzige Lichtung zwischen Peter und Horn

Die Quelle war damals übrigens nicht einmal für die Fisch’: Zu vorgerückter Jahreszeit gab es dort nur mehr ein klägliches Rinnsal zu bestaunen. Bis ich mein benötigtes Wasser im Trinkbeutel hatte, war es Nacht – daher das an den Rändern etwas abgedunkelte Foto.

Herdöpfel und Grumbeer

Wasserentzug kann man aber auch wollen, nämlich indem man die Zutaten für seine Outdoorküche trocknet. Das ist einfach, kostengünstig und produziert neben der fantastischen Gewichtsreduktion eine über mehrere Monate haltbare Nahrung. Am besten geht das mit einem Dörrapparat, dessen geringe Anschaffungskosten in keinem Verhältnis zu den zu den vielen schönen Dingen stehen, die man damit anstellen kann. Denn neben den bekannten Opfern dörrwütiger Selbstversorger (Pilze, Beeren, Kräuter) lassen sich im Ofen beispielsweise auch Kartoffelscheiben trocknen, die auf Tour für die unterschiedlichsten Gerichte (und nicht nur für Pürree!) herhalten können.

Erdäpfel werden einfach in Räder geschnitten und getrocknet. Befragt man jedoch das Internet, was es zum Thema “Erdäpfel/Kartoffel dörren” zu sagen, hat, erhält man mitunter recht skurille Ergebnisse. Also mal ganz ehrlich – würdet Ihr zum Beispiel DAS essen wollen (ca. bei 05:10)?

Das Auge isst mit

Das Auge isst mit

Ich glaube dem Uploader, dass die Chips gut schmecken, aber aussehen tun sie fürchterlich. Aber immerhin hat er es selbst ausprobiert und das Ergebnis trotz Sichtprobe für gut befunden. Viele Anleitungen im Netz hinterlassen einen gänzlich anderen Nachgeschmack, der da eher lautet: “Nein, das hat der sicherlich NIE selber ausprobiert“. Vor allem, wenn jegliche Hinweise darauf fehlen, dass Kartoffeln Solanin enthalten, welches (a) bei Menschen Unverträglichkeiten auslöst und (b) beim Dörren nicht einfach verschwindet. Denn Solanin ist ein hitzebeständiges, nicht wasserlösliches Alkaloid, das man aus den Erdäpfeln nur rauskriegt, in dem man sie mit reichlich Wasser aufkocht, um das Solanin, welches sich dabei größtenteils aus dem Erdapfel verabschiedet, anschließend gemeinsam mit dem Kochwasser wegzuschütten. Zurück bleiben Restmengen, die unbedenklich sind, vor allem wenn man vorher alle Augen sowie (v.a. bei älteren Exemplaren) die Schale entfernt hat. Deshalb wäre es interessant zu wissen, ob sich das Gesicht des Youtube-Uploaders an die Farbe seiner Chips angleicht, wenn er einmal größere Mengen seiner – ohne vorheriges Abkochen getrockneten – Chips zu sich nimmt.

Aber egal, kommen wir zur Sache. Ich möchte in Zukunft statt Pürreepulver (das ich aber ehrlicherweise eh nie dabeihabe, weil ich es nicht soooo toll finde), richtige Kartoffeln mithaben, um Eintöpfe und dergleichen machen zu können. Kartoffeln enthalten große Mengen Vitamin C und auch äußerst hochwertiges Eiweiß. Und … *trommelwirbel*  … nach dem Dörren bleibt der Nährwert der Erdäpfel nahezu unverändert.

Und so geht’s.

1. Man nehme die gewünschte Anzahl Kartoffel.

Ausgangslage

Ausgangslage

Das Foto hat keinen großen Lehrwert, bietet aber am Ende eine Vergleichsmöglichkeit, wieviel Gewicht nun wirklich eingespart wurde.

2. Die Erdäpfel werden gewaschen, geputzt und in dünne Scheiben geschnitten. Je dünner, desto geringer die Dörrzeit, zu dünn soll’s halt auch nicht sein, wenn man bei der Verwertung nicht doch erst wieder Pürree haben will.
Ich habe mich aus Bequemlichkeitsgründen dazu hinreißen lassen, mir unterwegs meine tägliche Dosis Solanin einzuwerfen, und habe die Schalen draufgelassen:

Scheibe!

Scheibe!

3. Danach müssen die Radln blanchiert werden. Dazu kommen sie (am besten in einem Nudelsieb oder ähnlichem) für 8 Minuten ins kochende Wasser. Das Wasser kommt danach wie gesagt weg, und die Scheiben für ca. 10 Minuten in eiskaltes Wasser.

Heiß und kalt

Heiß und kalt

4. Sind die Scheiben abgekühlt, bekommen sie einen weißlichen, leicht durchsichtigen Touch. Sie werden nun etwas abgetrocknet und scheibchenweise auf die Etagen des Dörrautomates geschlichtet. Es versteht sich von selbst, dass überlappende Scheiben keine gute Idee sind. Alles in allem eine schöne, meditative Tätigkeit, die sich hervorragend dazu eignet, sich nebenher eingehend mit Richard Wagner’s Ringzyklus zu befassen.

Stück für Stück

Stück für Stück, Blech für Blech

Unser Dörrautomat hat ein hervorragendes Feature: Er hat EXAKT einen Knopf, nicht mehr und nicht weniger. Alle Überlegungen, mit welcher Temperatur man denn nun fortfahren sollte, sind damit hinfällig.

Wenden ist bei den meisten Dörrgeräten nicht notwendig, da die Luft gut von beiden Seiten dazukommt (Anmerkung: Bei Bananen z.B. ist das anders, da sich diese beim Trocknen nicht vom Rost “wegbiegen” und daher an den Auflagestellen feucht bleiben). Etwa drei Stunden sollten reichen, bis alles schön trocken ist. Bei einer Eingangsleistung von 250 Watt halten sich die Energiekosten in Grenzen, etwa 10 Cent sind zu veranschlagen. Rauskommen tut dann das hier:

Von 500 auf 100 in drei Stunden

Von 500 auf 100 in drei Stunden

Fertig! Die Konsistenz ist nun chips-ähnlich, jedoch nur fast. Wer es ganz knusprig haben will, muss die Räder noch ins Backrohr geben, für meine Zwecke ist das aber ganz gut so, denn ich will eh nicht, dass sie bei der leisesten Berührung zerbröseln.

Mahlzeit!

Euer
(Schmal-)Hans,
Küchenmeister

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Schlagwörter: , , , , , , , , , Last modified: 6. März 2016
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