Written by 14:06 03 Südalpenweg, Österreich, Kärnten, Tirol, Weitwandern • 12 Comments

WWW03 Südalpenweg Teil 3 – Karnischer Höhenweg

So, hier ist die Fortsetzung zu Teil Eins des WWW03-Tourenberichts. Der letzte Bericht endete ja kurz vorm Wurzenpass. Die darauffolgende Etappe über das Dreiländereck IT-SLO-AT verbindet die Karawanken mit den Karnischen Alpen. Danach geht’s runter zum Grenzörtchen Thörl-Maglern. Die Älteren unter uns können sich sicher noch an die gute alte Zeit zurückerinnern, als hier – am Weg zur Adria – bereits die Zollabfertigung zur Entschleunigung einlud.

Von Maglern geht’s steil rauf zu den ersten Almen im italienischen Grenzgebiet, ständig die Südflanke des Dobratsch im Visier:

Wer hier in dieser Gegend ein wenig Italienisch kann, ist im Vorteil – so bringt die Madonna della Neve gleich mal 10 Minuten Wegersparnis jenen gegenüber, die sich am Weg nach Maria Schnee orientieren:

Keine Spur von Schnee hingegen auf der Feistritzer Alm – das Sommerhoch, das uns seit Anfang Juli begleitete, macht auch in der letzten Tourenwoche keine Anstalten, uns den Höhenweg zu vermiesen.

Der Karnische Höhenweg ist bekanntlich 8 Tagesetappen lang, wobei die ersten Tage durch hügeliges Almenland führen, und erst ab dem Plöckenpass vorwiegend über der Baumgrenze verlaufen.

Nach einem äußerst netten Abend im GH Starhand auf der Dolinzaalm ging’s tags darauf gemütlich aufs Nassfeld. Auen haben wir dort zwar keine gesehen …

… der Kärntner Teil dieser Etappe ist trotzdem sehr wasserreich, die Trinkblase blieb also leer. Anders hingegen die zweite Etappenhälfte von der Eggeralm zum Nassfeld auf italienischem Boden. Hier geht’s durch schroffes Gestein und teilweise abenteuerlichen Brücken wie hier der Südflanke des Zielkofels entlang …

… um dann wieder auf die österreichische Seite zu wechseln und gemütlich über die Garnitzenalm zum Tagesziel – dem Nassfeldpass – zu kommen. Bei Livio gab’s dann auch die den ganzen Tag herbeigesehente Pasta-/Pizza-Kombination zum Abendessen.

Die Stärkung kam gerade zur rechten Zeit. Wie schon die Tage zuvor, brachen wir auch hier bereits um ca. 5 Uhr morgens auf, um der Nachmittagshitze (und vor allem den zu erwartenden Wärmegewitter) zuvorzukommen. Was uns der Wanderführer verschwiegen hat, sorgte für aufmunternde Morgengymnastik: Als wir uns bald später am Rudnigsattel (am Fuße von Ross- und Trogkofel) wiederfanden, waren bereits so gut wie alle Höhenmeter dieser Etappe erledigt. Diese Etappe verläuft ab hier großteils auf italienischem Gebiet …

der Südflanke des Trogkofels entlang …

… um dann auf der Kordinalm wieder auf österreichisches Terrain zu wechseln.

Dem Gailtaler Käserundweg entlang ging’s von Sennerei zu Sennerei runter zur Stranigalm, von der aus die letzten 300 Höhenmeter des Tages am Programmstanden: Der Aufstieg zum Zollnersee.

Als es dann kurz nach 15 Uhr zu gewittern begann, als stünde der Weltuntergang unmittelbar bevor, hatten wir unser Matratzenlager in der rundumerneuerten Zollnerseehütte schon bezogen. Hier, auf der ersten Alpenvereinshütte am KHW zeigte sich schon in Ansätzen, dass der “Hauptreisestrom” von Westen nach Osten verläuft. Mit der Ausnahme eines Landsmannes und einer Wandergruppe aus Italien waren alle Mehrtageswanderer in die uns entgegengesetzte Richtung unterwegs (dieser Eindruck sollte sich ab dem Wolayersee bestätigen, wo wir bis Sillian überhaupt nur mehr zu viert in diese Richtung unterwegs waren (Gruß an dieser Stelle in die Gärten von Holzminden!)

Tags drauf waren wir wieder um 5:00 aus der Hütte draußen, um ca. 2 Stunden später auch für diesen Tag die Höhenmeter des Tages bereits abhaken zu können. Vorbei am Törl des Köderkopf (2167 m)

… und an zahlreichen Relikten aus dem 1. Weltkrieg (große Abschnitte des Karnischen Höhenweges wurden aus ehemaligen Militärversorgungswegen rekonstruiert – Infos dazu und zum Freilichtmuseum am Plöckenpass unter http://www.dolomitenfreunde.at/ ).

Verfallene Schützengräben sind allgegenwärtig:

Am Beginn des Abstieges zum Plöckenpass eröffnet sich dann erstmals ein Ausblick auf den krönenden Abschluß dieser Tour. Schon hier ist der nächste Aufstieg zu erkennen – genau in der Bildmitte, also rechts vorbei an Cellon und den beiden “fast-2700er”n Kollin und Hohe Warte:

Hier nochmals etwas näher der Blick auf die Valentinalm, dem Aufstieg zum …

… wohl berühmtesten See am Hauptweg, dem Wolayersee, samt -hütte. Hier waren wir bereits kurz nach 07:30 am nächsten Tag – gerade rechtzeitig für ein zweites Frühstück.

Ab dem Wolayersee mahnten uns stetig dunkler werdende Gewitterwolken zur Eile – der Fotoapparat blieb also in der Tasche. Gegen 14 Uhr waren wir am Hochweißsteinhaus. Rund 50 Wanderer aus der Gegenrichtung sorgten für gut ausgelastete Matratzenlager – wir waren in Westrichtung definitiv die Exoten in dieser Runde 😉

Wieder waren wir die ersten, die tags drauf die Hütte verließen. Und wieder gab’s nach anfänglichem Wiederaufstieg zum Hauptkamm einen netten Sonnenaufgang zur Belohnung.

Wir entschieden uns an diesem Tag für die “Italienische Almenvariante” zwischen Hochweißsteinhaus und Porzehütte:

Die Porzehütte stand dem Hochweißsteinhaus in Sachen Auslastung um nichts nach. Wie man an dem Bild hier sehen kann, ist die Liegefläche pro Kopf so breit wie ein durchschnittlicher Tourenrucksack. Unser Lager hatte etwas mehr als 2,5 Meter, und war für fünf Personen konzipiert. Dieses Foto entstand am Nachmittag, am Abend war der Raum voll ausgelastet.

Meinerseel, war ich froh, dass ich Ohrenstoppel mithatte! 🙂

Also nichts wie weiter am nächsten Tag – eine großartige Etappe steht bevor …

Hier, in der Standschützenhütte wäre ich gerne länger geblieben. Für uns war’s zur Ankunft wieder Frühstückszeit, die Hütte macht jedoch den Eindruck, dass man’s hier auch gerne länger aushält. Ganze drei Leute haben hier übernachtet – würden wir die Tour nochmals machen, würden wir wohl hier einkehren – dann bleiben zwei Plätze mehr frei für die armen Seelen im Porzehütten-Matratzenlager 😉

Wie bereits am Vortag, entschieden wir uns ab hier auch wieder für die Almvariante. Hier isses – im Nachhinein betrachtet – allerdings wohl gscheider, einfach am Kamm zu bleiben und oben übern Kinigat zu gehen, da der Aufstieg im Schlußdrittel doch recht steil/mühsam ist:

Rauf ging’s zum letzten Törl dieser Tour …

… ich wie immer meilenweit hintennach …

Doch eine knappe Stunde später waren wir am Tagesziel und gleichzeitig der letzten “Übernachtungshütte” am Obstansersee – mit guter Küche und nettem Personal, das sichtlich Spaß am Almwirtschaften im Hochgebirge hatte.

Am letzten Tag gings im Großen und Ganzen fast brettleben, im Detail jedoch ständig rauf und runter auf Versorgungswegen …

… zum den höchsten Punkten am gesamten Karnischen Höhenweg, das wären der Eisenreich (2665 m), die Schöntalhöhe (2635 m), Demut (2595 m), Hollbrucker Spitze (2580 m), Hornischegg (2550 m) und Hochgruben (2538 m). Der Eisenreich zeigt sich – als einziger Berg auf der ganzen Tour – frühmorgendlich im Nebel:

Hier einer der “brettlebenen” Wegabschnitte:

Sei’s wie’s sei – etwas Nebel macht ja nix – wir sind jedenfalls guten Fußes auf der Sillianer Hütte angekommen – nicht jeder kann das von sich behaupten:

Von der Sillianer Hütte auf 2447 m geht’s in raschem Galopp in ca. zwei Stunden hinunter in den namensgebende Ortschaft mit Bahnanschluss: Bis Sillian sind 1300 Höhenmeter rückabzuwickeln, unsre Knie haben sich vielleicht gfreut über dieses Finale!

Am Bahnhof war’s dann so weit – mit einem feschen ÖBB Stempel im Wanderbuch schloß sich das letzte Kapitel auf dieser großartigen Tour entlang der “Süd-staatengrenze”.

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Schlagwörter: , , Last modified: 2. Februar 2017
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