Written by 10:57 Arnoweg, Österreich, Salzburg, Tourtagebuch, Weitwandern • 2 Comments

Salzburger Landesrundwanderweg (Variante “Überschreitung Tennengebirge”) – Etappen 10, 11, 12 & 13

Etappe 10: Abtenau – Oberscheffau – Lammeröfen – Wallingwinkl. 14 km. Höhenmeter unbedeutend.

Heute kam – wie angekündigt – viel Wasser von oben. Der gemütliche Wanderweg von Abtenau nach Oberscheffau führt jedoch an einigen Plätzen vorbei, wo das Wasser auch aus allen anderen erdenklichen Richtungen kommt.

Ich bin urstolz, dass ich mich auch bei diesem Wetter zu einer kurzen Tour aufraffen konnte – mehrere Wasserfälle spenden tosenden Applaus.

Die fürs Kalkgebirge typischen Karstquellen sorgen heute für Hochbetrieb linksrechts vom Mühlenwanderweg. Auf dem Weg selbst ist freilich nicht viel los …

…. so habe ich überall freie Platzwahl.

In Oberscheffau trifft der Arnoweg auf die Lammer und es geht geradewegs in die Lammerklamm, auch Lammeröfen genannt. Gegen den Einwurf von Münzen darf man den imposanten Steig nutzen, der etwa einen Kilometer lang durch die stellenweise sehr schmale Schlucht führt.

Den oberen Abschluss der Klamm (bzw. in Flussrichtung den Eingang in die Öfen) bildet die “Dunkle Klamm”. Mithilfe von 150 Stufen ist der Steig dort recht nahe am Wasser gebaut.

Nun galt es nur mehr noch ca. 20 Minuten an der Haltestelle zu vertrödeln, bis mich der Bus wieder zurück nach Abtenau brachte, wo ich zwei Nächte gebucht hatte.

Etappen 11 & 12: Oberscheffau – Salzachöfen – Golling (483 m)- Leopold-Happisch-Haus (1925 m).

Oberscheffau – Golling: 14 km, 500 hm
Golling – Happischhaus: 16 km, 1600 hm

Im nördlichen Tennengau stoße ich bei meinem Versuch, für die mir fehlenden beiden Etappen zum Fuschlsee ein (EIN!) Übernachtungsbett zu finden, auf unvorhergesehene Probleme. Trotz stundenlanger Suche gelingt es mir nicht, zwischen St. Koloman und Postalm, in Hintersee oder auf Genner- oder Trattbergalm einen Quartiergeber zu finden, der mir ein Bett geben würde. Die eine Hälfte kann nicht weil voll, die andere Hälfte will nicht weil Wochenbeginn und sie lieber ins Tal fahren wollen. Ja und dann gibt’s noch die “dritte Hälfte”, die 150 Euro aufwärts für eine Übernachtung haben will … jedes Kommentar dazu überflüssig.

Also habe ich den Arnoweg kurzerhand Richtung Golling umgebogen. Eine anfangs als Notlösung gewählte Etappe des Salzalpensteiges entpuppt sich als schöne, abwechslungsreiche Strecke …

… die mit der Durchwanderung der geologisch wie historisch sehr spannenden Salzachöfen einen gelungenen Abschluss findet. Den Nachmittag verbringe ich in Golling mit Tourenplanung und gemütlichem Biergarten-Herumsitzen.

Tags drauf ging’s dann von Golling wieder der Lammer entlang zurück und ein zweites Mal durch die Salzachöfen. Am Pass Lueg beginnt dann der 1500hm-Aufstieg zum Happischhaus.

Sechs Stunden meldet der erste Wegweiser. Hinzu kommt die Info der Naturfreunde, dass der lange Zustieg zur Hütte derzeit nicht betreut wird. So geht es im ersten Drittel der Tour durch mächtig viel Botanik …

… die offenbar auch nicht garso oft durchwandert wird – dieses Foto entstand direkt am Wanderweg und zeigt den “Blick geradeaus”. Zur Hütte gibt es nämlich auch einen kürzeren Zustieg, der in Stegenwald seinen Ausgang nimmt.

Die ersten drei Stunden sind harte Arbeit, doch irgendwann liegt der Waldaufstieg hinter mir.

Auch die nächsten 1 1/2 Stunden sind fordernd, denn der weitere Wegverlauf führt über den mit Latschen verwachsenen Kalkstein, wo jeder Schritt “geplant” werden musss – also Steinehüpfen über der Baumgrenze.

Das letzte Viertel wiederum ist recht gemütlich und führt über die verfallene Pitschenbergalm auf die Hütte zu. Der Pfeil zeigt auf das Happischhaus.

Das Happischhaus ist ein Versuchsprojekt der Naturfreunde, eine Hütte als selbstverwaltete Lokation (also ohne Hüttenwirt) zu betreiben. Rund um das Wochenende bzw. je nach Verfügbarkeit gibt es Hüttenwarte, die sich um den geregelten Ablauf kümmern, doch im Großen und Ganzen kümmern sich die Gäste selbst um alle Angelegenheiten – sei es Kochen, Abwaschen, Heizen etc …. die Arbeit wird fraternelle geteilt.

Die Naturfreunde selbst sorgen zu Saisonbeginn für einen prallvollen Proviantkeller. Die Abrechnung der Konsumation, ….

… wie auch die Bezahlung der Nächtigung selbst basiert auf Vertrauen: Bezahlt wird entweder per Kuvert vor Ort oder im Nachhinein mit Überweisung.

Die entlegene Lage hilft auch hier bei der Trennung der Spreu vom Weizen – als Partylocation ist die Hütte dann doch ein wengerl weit weg vom Schuss …

(c) kompass.de

Auf diese Weise betreibt übrigens der Norwegische “Alpenverein” DNT den Großteil seiner fast 500, teils sehr entlegenen Hütten. Das Modell hat sich bewährt und würde auch bei uns das Netz an Übernachtungsmöglichkeiten wieder etwas engmaschiger machen …

Etappe 13: Leopold-Happisch-Haus (1925 m) – Raucheck (2430 m) – Edelweißerhütte (2350 m) – Mahdegg-Alm (1205 m) – Pfarrwerfen (545 m). 21 km, 700 hm rauf, 2100 hm runter.

Von den 10 Leuten, die sich gestern pünktlich um 22 h in ihre Schlafgemächer verkrochen, waren es drei, die sich etwa um 06:30 in der Gemeinschaftsküche einfanden. Kaffee für mich war schon fertig – danke, Ampflwang! Bis Frühstück und mein Teil an der ToDo-Liste erledigt waren (ich habe mich des Herren Bad/WC-Raumes angenommen), war es kurz vor 08 h. Was ich beim Weggehen noch nicht weiß: Der Frühnebel wird heute mein einziger und gleichzeitig treuester Begleiter sein.

“Das Tennengebirge bietet als Plateaugebirge dem Bergwanderer lohnende Möglichkeiten für Überschreitungen. Zu beachten ist die Wasserarmut des Karstes und die Gefahr des Verirrens bei Nebel. Alpine Erfahrung und gute Kondition sind Grundvoraussetzung”, schreibt Wikipedia. Bewaffnet mit zwei Wasserflaschen und meinem untrüglichen Instinkt für ein gutes Abendessen ziehe ich los, um heute über den höchsten Gipfel des Tennengebirges die Gebirgsüberquerung in einem der Talorte an der Salzach zu einem Abschluss zu bringen.

Rundherum gibt’s nicht viel zu sehen. Der Blick fällt daher – nolens volens – auf das Naheliegende. So wie auf diesen Stein hier, der – gezeichnet in Dachsteinkalk – mit Jahrmillionenringen die nordalpine Gebirgsfaltung dokumentiert.

Stichwort Nebel und Orientierung: Der Weg ist ausgezeichnet markiert – ein grundsätzliches Gespür für die Wegführung vorausgesetzt. Die Wegewarte wechseln ständig zwischen Wegekennzeichnung (wie im Bild), Richtungsanzeigern (kurze rote Striche) und vor allem Steinmännchen, die sich im Nebel als am wertvollsten erwiesen. Wirklich klug gemacht, der Dank gebührt hier glaubich dem ÖTK.

Den “echten” Einheimischen gehen sowohl die Wanderwegmarkierungen wie auch ich höchstselbst am Waidloch vorbei …

… und so geht es halt unverdrossen …

… auf den Gebirgshöchsten, das 2430 m hohe Raucheck hinauf. ANGEBLICH hat man von hier eine fantastische Aussicht sowohl runter ins Salzachtal als auch hinüber zum Hochkönig, und überhaupt bis nach Afrika.

Etwas unterhalb vom Gipfel quert man bei etwa gleichbleibender Höhe, doch NIE eben, sondern im ständigen Auf und Ab (nein, das ist kein Widerspruch 🙂 … ) hinüber zur Edelweißerhütte, einer Selbstversorgerhütte mit angeschlossenem, sehr gemütlichen Notlager für plusminus drei Personen …

…. und einem ordentlich in Schuss gehaltenen Plumpsklo namens “Dachsteinblick”. Keine Ahnung, wie man auf so einen Namen kommt.

Fünf Stunden sind inzwischen verstrichen, doch die Szenerie ist erstaunlicherweise immer noch diesselbe wie zu Tagesbeginn.

Erst nach dem Abstieg durch das felsige Grieskar und somit rund 800 Höhenmeter weiter unten gibt es ein erstes kurzes Blickfenster ins Tal, bevor unmittelbar im Anschluss der angekündigte Nachmittagsregen den Nebel endgültig ablöste. Und die letzten 2 Gehstunden darüber wachte, dass mir am Weg ins Tal die Haut nicht austrocknet.

Die heutige Strecke: Nach der ostseitigen Durchquerung des Tennengebirges über die Laufener Hütte ließ sich mit dem Wechsel nach Golling gleich eine westseitige Überschreitung anhängen. Diese hat zwar mit dem Arnoweg nichts zu tun, aber das ist ja in Wahrheit auch völlig egal.

(c) kompass.de

So, die Überquerung des Tennengebirges wäre also – zum zweiten Mal in einer Woche – geschafft. Meine Versuche, danach gleich das Hochkönig-Massiv anzuschließen, scheiterten jedoch gleich im Vorfeld: Die Ostpreußenhütte beantwortet Reservierungsanfragen (die nur über das Buchungsportal gestellt werden können) trotz angezeigter freier Kapazitäten nicht, und das Matrashaus ist bis Ende August völlig ausgebucht. Selbst wenn ich im Matrashaus mit Glück zu einem Schlafplatz komme, ist es höchst unwahrscheinlich, dasselbe Glück am darauffolgenden Tag auch auf der Ingolstädter Hütte oder dem Riemannhaus zu haben. Also habe ich mich von der Überschreitung (zumindest im August) gedanklich verabschiedet und werde nun dem Nordalpenweg über Maria Alm zum Steinberge-Abschnitt des Arnoweges folgen.

Mahlzeit!

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Schlagwörter: , , , , Last modified: 14. Februar 2022
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