Wir verlassen die slowenischen Weitwanderstrecken und ziehen gen Westen, um nach 1 1/2 Tagen vor den Toren des Triglav National Parks (kurz TNP) zu stehen.
Jeder weiß, gutes Schuhwerk ist beim Wandern das Um und Auf. Wer hier spart, kauft sich ein Ticket fürs Fegefeuer. Glücklicherweise gibt es in und um Österreich eine breite Auswahl an qualitativ hochwertigen Wandersohlen, sodass es da auch keine Ausreden gibt. Für einen angemessenen Geldbetrag bekommt man angemessene Schuhe.
Ich hingegen habe einen Glumperttscherfl von Lowa, der bereits nach sagenhaften 12 (!) Tourentagen vollständig auseinanderfällt. 150 Euro hat das gute Ding gekostet, und ich nachhinein bin ich mir 150prozentig sicher, dass ich mit jedem Hotelbadeschlapfen weiter gekommen wäre als mit dieser gewaltigen Preis-/Leistungsschere, die Lowa da im Namen des bayerischen Volkes aus Weißgottwoher importiert.
Das hätte ich mir eigentlich schon denken können, als Lowa still und heimlich damit begonnen hat, bei seinen Modellen nicht mehr Vibram-Sohlen zu verkleben, sondern auf das Gummigemisch von irgendeinem Reifenhändler umgestiegen ist.
Nach 3 x Renegade GTX und 1 x Renegade Trail ist für mich aber nun klar: Die Nachlassverwalter von Lorenz Wagner (oder was auch immer für ein ehrwürdiger Schuster sich bei dem Glumpert, dass da in seinem Namen verkauft wird, im Grab umdreht) kommen mir nicht mehr ins Haus.
So, inzwischen ist auch der Frühstückskaffee hier und die Welt ist schön. Wir sitzen gerade auf der Koca na Uskovnici, von wo aus man bereits direkt auf den Triglav aufsteigen könnte. Also bereits mitten im Nationalpark!
Die Hütte versteckt sich auf einem weitläufigen Almboden hinter ganz viel Grün …
… und bietet über die Frühstücksmarmelade hinaus bereits einen großartigen Blick auf mehrere slowenische Bergprominenzen, von denen ich mir jedoch nur den Vogel, 1922 m, gemerkt habe.
Gestern nämlich sind wir – dem genialen Routenentwurf von Barbara und Bostjan folgend – über einen Pilgerpfad, mehrere Pferd- und Radwege sowie im Abschluss auf einem Flusswanderweg zuerst an die Sava gelangt …
… was immer etwas ganz Tolles ist, etwa so wie eine Donauüberquerung auf einen der heimischen Weitwanderwege. Man weiß, dass man wieder ein ordentliches Stück weitergebracht hat, wenn man vor kurzem gerade erst noch auf die Murinsel hinuntergeschaut hat.
Die Sava ist quasi eine der natürlichen Umrahmungen des Triglav-Massivs. Bled ist das östliche Einfallstor ins Paradies, wo unser Pferdepilgerweg auch sein Ende findet.
Bled war früher übrigens in Sachen Schuhmanufaktur ein Zentrum europäischen Maßstabes – der Abschied von Lowa daher rasch und schmerzlos. Ab nun kümmert sich Scarpa um meine Bodenhaftung. Aus den Erfahrungen der letzten 2 Wochen heraus habe ich mich übrigens für einen Ferrata-Schuh entschieden – der hohe Anteil an steinigen Wegen war dafür ausschlaggebend.
Unsere nächste Etappe verläuft fast ausschließlich durch die Pokljuka, ein riesiges Waldgebiet, das gleichzeitig die östliche Ecke des Nationalparks bildet. Startpunkt ist der schöne See von Bled …
… und über einsame Almen …
… denen andere einsame Almen folgen …
… streifen wir einen Tag lang weiter Richtung Westen. Das Abendessen ist bereits vorbestellt, als wir bei Agi, unserer heutigen Gastgeberin auf der oben vorgestellten Alm eintreffen. Agi kommt aus der Hohen Tatra, und hat den Pfeffer dort, wo ihn eine Hüttenwirtin braucht. Vor vier Jahrzehnten war Stani, ihr heutiger Ehemann, in der Tatra wandern und sollte von dort nicht alleine nachhause fahren.
Heute bewirtschaftet Agi gemeinsam mit Mateja, einer jungen Gartenbauarchitektin, die Hütte auf der Uskovnici-Alm. Den ganzen Abend über hatten wir viel zu besprechen, und so ist es auch kein Wunder, dass dieser kurze Bericht bis heute morgen warten musste.
So, nun heißt’s aber Aufbrechen – sieben Seen warten auf uns!
Mahlzeit!
PS: Ich denke, das war’s auch für diese Woche – bis Freitag/Samstag nächtigen wir auf Hütten im Nationalpark, wo ich mir IP-technisch nicht allzuviel erwarte.
Habt eine schöne Woche!
Na Hallo, diese Trittchen nennst Du aber auch nicht wirklich Wanderschuhe 🙂
Wäre ja interessant gewesen, was jetzt Deine Füße schmückt mal zu sehen – hast Du aber fein versteckt hinter Gras und Halmen. Na dann : Gutes Weiterwandern!
Dass das keine Wanderschuhe sind, davon konnte ich mich aus erstem Fuß überzeugen! Doch Lowa und auch der Fachhandel scheinen das anders zu sehen, wird der Schuh dort ja als Alternative zum Renegade angeboten.
Jetzt habe ich den hier und bin einstweilen sehr happy, weil er sich am Kalk enorm gut verhält: http://www.scarpa.co.uk/approach/zodiac/
Freu mich schon auf den Bericht der sieben Seen, denn die habe ich auch schon besucht. Mein Erlebnis dort war, dass der Verpflegungshelikopter meine Bergschuhe und meine Brille in den See geblasen hat, wobei ich letztere nicht mehr fand.
Euch weiterhin guten Rückenwind.
LG Volker
Im Wolayersee liegt am Seegrund eine Klobrille, doch irgendwie tut das hier nicht viel zur Sache 🙂
Ich gebe ja zu, meine Paranoia läßt mich immer die richtig dicken Reifen aufziehen – auch wenn das natürlich Reichweite kostet. Nach 12 Tagen habe ich bisher nur Black-Diamond-Wanderstöcke verschlissen. Die schweren Stiefel hielten immer zum alles andere als bitteren Ende durch.
Wünsche dir mit der neuen Bereifung in jedem Fall alles Gute !
Liebe Grüße an Euch beide,
K2.
Deine Prophezeiung hat jedenfalls hundertprozentig gestimmt: “Bevor Du schlapp machst, macht Dein Equipment schlapp.”
Mal schauen wie lange die Hose hält!
1. Böse Zungen behaupten, ich behielte öfter mal recht 😉
2. Woher er letzteres Mal wieder weiß ? Die Antwort ist zwar nicht 42 und es findet sich auch (hoffentlich) kein Bild davon im Netz, aber man könnte zugeben, daß es hier geschah:
http://project-82.blogspot.de/2014/07/tag-054-gipfeltreffen-vom-opfer-zum.html
Keep on hiking, K2.