Man kann das erste Ferienwochenende auf der Südautobahn verbringen – oder auch nicht.
Unser erster Versuch vor 6 Jahren, die Auftaktveranstaltung des Schladminger Tauernhöhenweges zu absolvieren, stand unter keinem guten Stern. Schon in der Rudolf-Schober-Hütte mussten wir damals zwei Tage lang (mitten im Juli!) einen Wintereinbruch aussitzen.
Diesmal jedoch scheint alles anders zu werden: Die Wetterprognose ist vielversprechend, die paar Wolken am Donnerstag Nachmittag bei meiner Anreise nach St. Nikolai waren angekündigt und kein großes Problem. Zuvor parkte ich mein Motorrad in Stein an der Enns, um am Sonntag von Schladming aus mit dem Zug hierher zurückzukommen. Um zum Startpunkt in St. Nikolai zu gelangen, vertraute ich auf die Segnungen der Gebärdensprache. Ein nettes Ehepaar aus Salzburg nahm – nach ganzen zwei Minuten Wartezeit – meinen erhobenenen Daumen zum Anlass, mich zur Mitfahrt Richtung Sölkpass einzuladen.
Von Sankt Nikolai im Sölktal ging’s erstmal gemütlich dem Bräualmbach entlang zum Hohensee. Hier stand einst ein Almhüttendorf, von dem heute nur mehr einige steinerne Grundmauern übrig sind. Auf alten Aufnahmen ist zu sehen, dass am Ufer dieses schönen Bergsees noch vor 90 Jahren die Post abging. Nun stehen dort nur mehr zwei der ehemals 10 Almhäuser.
Der Aufstieg zur 2250 m hohen Schimpelscharte samt Abstieg zur Rudolf-Schober-Hütte verlief so unspektakulär wie der Start in den nächsten Tourentag. Ich werde wohl niemals bei diesem Wegweiser vorbeikommen, ohne ein Foto zu machen …
Bei der Schöttelhütte bin ich – vor lauter schön – wiedermal der Star der Veranstaltung …
… doch das Publikumsinteresse ließ bald nach, und die Groupies ließen mich zur Huberbauernalm weiterziehen, nicht ohne mich spürbar mit Ignoranz zu strafen.
Zwischen Hubenbauertörl und Hinterkarscharte ging’s diesmal ganz gemütlich dahin. Damals bei Neuschnee war der Abschnitt alles andere als lustig – das Testament war ausformuliert. Doch bei den Temperaturen der letzten Tage spielt der Schnee keine Rolle mehr, und ich konnte sorgenfrei durch die Klatschmohnwiese pilgern …
… und, tja … es war auch sonst ganz angenehm da oben.
Vom Rantentörl, wo ich eine gute Stunde später mit einer netten deutschen Familie die großartige Aussicht genoss, sieht man zum gleichnamigen See und weiter ins Krakautal hinunter …
… doch für mich ging’s nach Norden, wo ein fuuuurchtbar langer Abstieg zur Breitlahnhütte dadurch entschärft wurde, dass er fuuurchtbar schön war.
Am Schwarzensee bekam ich auf der netten Jäger-Alm das vielleicht undefinierbarste Essen _ever_, – Grete, schau weg! – nämlich Steirerkasspätzle. Nur optisch besteht eine hohe Verwechslungsgefahr mit Mohnnudeln …
Derart wiederhergestellt, ging’s zum Nachtquartier – und am nächsten Tag weiter nach Westen. Eine der liebsten Hütten samt einer der liebsten Hüttenwirtinnen weit und breit versteckt sich irgendwo da oben in den östlichen Schladminger Tauern. Und damit das auch so bleibt, lassen wir den Namen einfach weg.
Kommen wir an dieser Stelle auf Michael zu sprechen, den Grund für die abschnittsweise “wir”-Form in diesem Tourenbericht. Vor sechs Jahren – siehe oben – haben wir uns gemeinsam über diesen Abschnitt drübergewagt – und es bis heute nicht geschafft, einen zweiten Anlauf zu nehmen. Berufliche Gründe, die ein sommerliches Mehrtagesabenteuer undenkbar machten, standen zwischen uns und den “Seven Scharten”. Aber eben nur _bis heute_.
Gemeinsam geht’s also rauf auf ca. 2400 m Seehöhe, wo uns der Berg noch seine kalte Schulter zeigte. Doch ein Jausenplatzerl wie dieses lässt man nicht aus, und so saßen wir über eine Stunde bei den Goldlacken herum.
Der frühe Nachmittag ließ das Thema “Sonnenuntergangsbier” wieder aufkommen, und schon sah ich Michael in freudiger Erwartung auf die Preintaler Hütte zutanzen.
Nach dem üblichen Tourenausklang – Hüttenessen (sehr gut!), Bier (Schladminger!) und netten Tischnachbarn, folgte eine – für ein sehr großes Lager – äußerst angenehme Nacht. Die Preintaler Hütte ist sehr gut geführt, wenn ich mir das Urteil als Ex-Berufskollege erlauben darf. Wir haben uns jedenfalls trotz des großen Publikumsandrangs sehr wohl gefühlt.
Tags darauf ging’s an den Klafferkesseln vorbei hinauf zum 2600 m hohen Greifenberg, dem höchsten (wiewohl auch einzigen) Gipfel dieses Wochenendes. Der trotz einiger Seilversicherungen recht einfach bezwingbare Berg markierte den Anfang vom Ende unseres Ausfluges in die “Schladminger”.
Der Abstieg war grauslich und schirch und nur mit Augenschmerz zu ertragen …
… und so waren wir froh, als bald die Gollinger Hütte in unser aufmerksames Blickfeld rückte, die dem Trauerspiel – die Bilder sprechen ja diesbezüglich eh für sich – ein Ende bereitete.
Toureninfos:
Abschnitt des Zentralalpenweges 02 von St. Nikolai zur Gollinghütte. Zufahrt über Bhf. Stein/Enns (Wandertaxi Mayer, ganzjährig. Betreibt in den Sommerferien Rufbus nach St. Nikolai, was die Sache etwas günstiger macht. Fahrplan unter www.taelerbus.at). Hütten am Weg im Sommer vorreservieren, insb. ab Preintalerhütte. Abstieg von Gollinghütte zum PP Wilde Wasser und mit dem Wanderbus nach Schladming. Vom Bhf. mit der Regionalbahn (stündlich) zurück nach Stein. Tourenlänge: ca. 60 km, 4 Tage. Gipfel optional: Hochwildstelle und Hochgolling.
Feiner Bericht aus einem schönen Eckerl Steiermark! Ich täte mir persönlich halt schon sehr schwer, so mir nix dir nix an der Hochwildstelle vorbeizugehen…
Oh das war ganz leicht (wir haben die Abzweigung übersehen 😉 – weil wir nach den Goldlacken ein Stück weglos unterwegs waren)
…und noch dazu ist der Hügel ja so unscheinbar!
Nix gesehen. Dein Tourenbericht von der Hochwildstellenbegehung würde ergänzend hier gut herpassen!