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Am Sonnendeck (Seckauer Tauern, 2-3 Tage)

Mit dem Zentralalpenweg ist das so eine Sache. Einmal damit angefangen, lässt er einen nicht mehr los – zu beeindruckend sind die einzelnen Teilabschnitte. Von Osten kommend, wird’s in den “Seckauern” erstmals alpin – sogar die Hände müssen stellenweise aus dem Hosensack.

Steirischen Weitwanderern ist der Abschnitt von der Bergerhube nach Ingering II nicht unbekannt, da sich hier nicht nur der 02er, sondern auch der 08er (Eisenwurzenweg) übers Kettentörl Richtung Aichfeld schlängelt. Der Jakobsweg kommt hier inzwischen ebenfalls vorbei – womit nun auch das letzte Haus der Steiermark eine offizielle Anbindung nach Santiago de Compostela hat.

Doch zurück zu den sekularisierten Trampelpfaden: Auto braucht man für die Tour von Knittelfeld nach Hohentauern keines, denn vom Startpunkt Knittelfeld geht’s in kürzerster Zeit aus der Stadt raus über die Autobahn. Und vom Endpunkt muss man nur irgendwie nach Trieben gelangen, was normalerweise kein Problem sein sollte.

Die ersten Meter im Aichfeld verlaufen unspektakulär. Auch ohne hochalpine Ausrüstung hat man beim Tremmelberg-X-Cross gute Überlebenschancen.

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Rundherum zeigen die Knittelfelder vor, wie man bei der aktuellen Hitze kühlen Kopf bewahrt …

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… und auch wir finden in Seckau Mittel und Wege.

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Kurz gesagt: Der Abschnitt von Knittelfeld zum Ingeringsee gehört definitiv nicht zu den letzten ungelösten Problemen der Ostalpen.

Wer den Asphaltanteil zwischen Seckau und Ingeringsee gering halten möchte, bedient sich bis Ingering II der Busverbindungen, und einigt sich in Ingering mit einem Einheimischen auf ein Bakschisch für die Fahrt zum Startpunkt. Zweimal bin ich die Strecke bereits zu Fuß gegangen – für ein drittes Mal reichte der Ehrgeiz nicht. Zumal die einzige Sehenswürdigkeit am Weg – ein Hausfundament aus Weinflaschen – einer Umbaumaßnahme zum Opfer gefallen ist.

Also begann der zweite Tourentag mit dem obligaten Ingeringsee-Foto, wie es auch einige meiner befreundeten Zentralalpenweg-Begeher bereits ihr Eigen nennen 🙂

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Richtung Kettentörl haben wir Gelegenheit, uns mit der Seckauer Fauna vertraut zu machen …

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… und auch die Flora kommt nicht zu kurz. Das Hellgrüne am Bild war den Römern unter dem – verdient wohlklingendem – Namen Vaccinium myrtillus geläufig:

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Weiter ging’s zum höchsten Punkt des zweiten Tourentages. Mit 1864 m ist das Kettentörl um genau 1000 Meter niedriger als der Triglav. Was sowohl dem Triglav, als auch dem Kettentörl mindestens genauso wurscht sein wird wie dem geneigten Leser. Also kommen wir gleich zur Bergerhube, die, wenn ich mich recht erinnere, nun in der 25. Generation von der selben Familie bewirtschaftet wird. Obwohl die Alm von der Triebener Seite mit dem Auto erreichbar ist, geht es hier sehr entspannt zu. Die unlängst neu errichteten Gästezimmer können sich getrost zu den hochwertigeren Unterkünften am Zentralalpenweg zählen.

Im Gastgarten sitzt sich’s angenehm – und man braucht nicht besonders scharfsinnig zu kombinieren, warum die Ziegen hier hinter Gittern bleiben müssen.

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Am nächsten Tag geht’s nach dem Frühstück von der Bergerhube (1200 m) zum Knaudachtörl (1900 m). Das Wetter ist perfekt. Von einigen Geocachern vorgewarnt, vergessen wir nicht, auf der Mödringalm unsere Wasserspeicher randvoll aufzufüllen. Zwar begleitet uns noch ein Bach bis auf etwa 1700 m Seehöhe, doch wie ergiebig dieser (in den Karten verzeichnete) Zweig des Mödringbaches ist, kann man ja nicht wissen.

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Die letzten Meter zum Knaudachtörl sind im Frühsommer bei Altschnee ungut, im Sommer jedoch kein Problem.

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Ein Rückblick vom Törl zeigt, dass es schiachere Plätze auf dieser Welt gibt als den oberen Talschluss der Mödringalm. Mein Tourenkollege R. hat es sich nicht nehmen lassen, sich seinen eigenen Wanderweg direkt unter den steilen Wänden zusammenzubasteln.

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Auf der anderen Seite des Törls geht es durch mächtig viel Geröll weiter zum Triebener Törl und von dort in die Osthänge des Sonntagskogels. Hier im Bild links der Große Grießstein, in dessen teils grüner, teils steiniger Flanke sich der Weg vom Knaudach- zum Triebener Törl schlängelte.

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Vom Sonntagskogel hat man – wie auch zuvor schon immer wieder – einen großartigen Blick hinüber ins Gesäuse. Unsere Aufmerksamkeit galt hier jedoch vermehrt dem Boden unter den Füßen …

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… denn nicht immer ging es kinderwagengerecht durch die Bergflanke.

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Auch der weitere Weg zum Geierkogel sah von der Ferne insbesondere auf den letzten Metern zum (linken) Gipfel ordentlich steil aus, entpuppte sich bei näherer Betrachtung aber als harmlos.

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Irgendwann war der letzte Gupf der Tour erreicht. Wasser hatten wir inzwischen schon länger keines mehr, und ich muss an epikurios, knato und flonatur denken, die am 19. Juli – also genau vor einem Jahr – vor dem gleichen Problem standen wie wir jetzt. Vor unserem geistigen Auge schwirrten mit zunehmender Intensität die verschiedensten Kaltgetränke herum.

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Trotzdem kamen wir zügig voran. Im Unterschied zu den anderen anwesenden Bergfexen bremsten wir bei Bedarf rechtzeitig …

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… sodass wir ohne gröbere Unpässlichkeiten über die Wirtsalm nach Hohentauern abstiegen, wo wir bei den bereits erwähnten Kaltgetränken auf die gelungene Tour anstießen.

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Schlagwörter: , , , , , , , Last modified: 6. März 2016
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