Nicht viele Autoren können von sich behaupten, die Basisliteratur für 8000 Wanderkilometer verfasst zu haben. Auch das fesche Büchlein zum Südalpenweg stammt aus der Feder des Weitwander-Ehepaares Erika und Fritz Käfer, die sich in Österreich seit vier Jahrzehnten ehrenamtlich für das heimische Weitwandergeschehen engagieren.
Neben diesem Buch verfassten die Beiden weitere 14 Wanderbücher zu 11 österreichischen Weitwanderwegen. Sechs dieser Strecken haben Astrid & moi zur Gänze begangen, und auf Nummer Sieben biegen wir gerade auf die Zielgerade. Auf all diesen Touren haben uns Erika & Fritz im Rucksack begleitet. Die erwähnten Bücher werden von der Sektion Weitwanderer des Österreichischen Alpenvereines ständig aktualisiert und erscheinen – je nach Nachfrage – teilweise mehrmals im Jahr. Man möchte ja gar nicht glauben, wieviele Weitwanderer es gibt: Allein im Vorjahr wurden 1400 Bücher verkauft.
Durch die enge Anbindung an die Arbeit des Alpenvereines werden relevante Informationen (wie die Verlegung von Wegabschnitten, Änderungen der Einkehr- und Unterkunftsdaten) sofort in die Textvorlage eingepflegt. Zudem ist die Sektion Weitwanderer sehr gut in der aktiven Weitwanderszene vernetzt, womit viele Informationen zu Markierungen, Wegzustand etc. an die Autoren fließen. Die “Käfer-Bücher” haben so einen unschätzbaren Vorteil gegenüber anderen Weitwanderbüchern, die als Sparteninteresse fallweise nur einmal im Jahrzehnt neu aufgelegt werden. Manchmal sind die Erscheinungsintervalle sogar so groß, dass Etappen, die in älteren Ausgaben noch in 2,5 Stunden zu schaffen waren, aufgrund der inzwischen erfolgten tektonischen Plattenverschiebungen inzwischen mehr als vier Stunden in Anspruch nehmen.
Zurück zum Südalpenweg: Die Beschreibung wie auch der Weg selbst beginnen in Bad Radkersburg, dem östlichen Ende des Südalpenweges. Entlang der österreichischen Staatsgrenze zu Slowenien geht es nach Westen. Auf Höhe der östlichen Karawankenausläufer gelangt man nach Kärnten. Obwohl es Wanderwege gibt, die näher am Hauptkamm verlaufen, heißt es hier in Südkärnten öfters, von der Grenze Abschied zu nehmen. Warum das so ist, ist g’schwind erklärt: Kärntner und Slowenen waren im 20. Jahrhundert nicht die besten Freunde.
In den 70ern wäre es undenkbar gewesen, dem Karawankenhauptkamm entlangzuwandern, da ein Grenzübertritt von beiden Seiten nicht geduldet worden wäre. Unter diesem Gesichtspunkt erfolgte auch die Routenwahl bei der Erfindung des Südalpenweges. Als man damals die Köpfe zusammensteckte, um über die Wegführung nachzudenken, flogen in Kärnten gerade wieder einmal die Fetzen (Gebiete mit zweisprachigem Bevölkerungsanteil sollen zweisprachige Ortstafeln erhalten – was unter den Altvorderen einen ewig andauernden Sturm der Entrüstung auslöste). Also ließ man sich auf kein Risiko ein und legte den Weg so, dass keiner beim Wandern verhaftet wird. Erst in den Neunzigern verständigte man sich auf ein Gegenseitigkeitsabkommen, welches den Wanderern in einem klar definierten Korridor das Wandern an der Grenze erlaubte (mehr dazu: Buchtipp).
An der Italienisch-Kärntnerischen Grenze war die Sache einfacher. Zwar haben Italiener und Österreicher hier vor 100 Jahren noch aufeinander geschossen, doch irgendwie hat man das hier besser weggesteckt als rund um die Karawanken. Die ehemalige Frontlinie ist heute das Kernstück dieses Abschnittes und wird von beiden Ländern hervorragend in Schuss gehalten. Der Karnische Höhenweg ist als Teil des Südalpenweges ebenfalls beschrieben, was das Buch vor allem für Bergmenschen interessant macht, die diesen Weg in Ost-West-Richtung in Angriff nehmen. Was nebenbei bemerkt ohnehin die bessere Richtung ist – erstens weil sich die Karnischen Alpen in diese Richtung ständig steigern, und der Weg daher immer spektakulärer wird. Und – vielleicht das noch wichtigere Argument – die meisten Leute in Sillian starten, da es einige Wanderführer so vorgeben. Wer also rechtzeitig aufsteht, ist immer vorm großen Ansturm im nächsten Quartier.
Der im Buch beschriebene Hauptweg führt meist direkt dem Karnischen Hauptkamm entlang und erfordert stellenweise Schwindelfreiheit. Die beschriebenen Alternativrouten, die meist auf der einfacheren, italienischen Seite verlaufen, sind im Führer ebenfalls dokumentiert. Während der österreichische Weitwanderweg an der Grenze zu den Sextener Dolomiten endet, beschreiben die Autoren eine mögliche Fortsetzung durch den Osten der Südtiroler Dolomiten mit Endpunkt in Bozen.
Am Buch gibt’s nichts zu bekritteln, wir haben immer alles gefunden, was wir unterwegs gebraucht haben. Manchmal könnten die Textbeschreibungen ausführlicher sein, vor allem an den seit Jahren bekannten Problemstellen im Bereich der Karawankenvorberge, wo es in den letzten Jahren immer wieder Sturmschäden gab und daher die Markierungsqualität stark schwankte. Doch für solche zeitlich begrenzt auftretenden Problemchen gibt es ja eine Onlineseite mit aktuellen Infos. Hier werden auch kurzfristige Wegsperren bekanntgemacht.
Fazit: Ein perfekter Wanderführer für den Rucksack. Auf das bei kommerziellen Büchern unverzichtbare “Lust machen auf die Region” wird bewusst verzichtet, um den Wanderer mit den (unterwegs!) tatsächlich benötigten Informationen zu versorgen. Nicht zuletzt lobend erwähnt sei auch das ungewöhnliche Buchformat, welches genau in die Schutzhüllen gängiger Wanderkarten passt.
Erhältlich bei freytag & berndt sowie in der Wanderabteilung der Buchhandlung Moser in Graz.